Der Kunstmaler Harry Südkamp 1926 - 1998
Einführung - Die Pfälzische Zeit (1962-1965)
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Pfälzer Wald, Wasgau, Dahner Felsenland - Wir sind in der Südwest-Pfalz.
Mein Vater Harry Südkamp malte dort im Urlaub seine Eindrücke
dieser Landschaft. Die kreative Herausforderung und das Anfertigen von
Aquarellen, es handelt sich um eine schwierige Technik, war die treibende Kraft.
Das Auffinden der Standorte war manchmal zeitraubend: das Motiv sollte nicht nur
pittoresk sein sondern auch eine perspektivische Herausforderung darstellen.
Im
Gegensatz zu seinen ersten Aquarellen aus den Niederlanden (Landschaften,
Bauernhöfe, Bäche, usw. in blaugrünen Farben, sehr naturgetreu, fast
fotografisch gemalt), zeichnen kräftigere Farben (wie lila) und abstraktere
Konturen seine Aquarelle aus der Pfalz (Anfang der 1960er Jahre) aus.
Hier werden diese Arbeiten einem breiteren Publikum vorgestellt. Dabei wird die
heutige Situation an den damaligen Malstellen (dokumentiert mit Fotos aus dem
Sommer 2009) mit einbezogen und siehe da, es hat sich im Dahner Felsenland ein
Strukturwandel vollzogen. |
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Es werden heute nicht mehr überwiegend Schuhe
angefertigt, sondern das Gewerbe wurde vielseitiger, die Getreideernte anders
(statt zärtlicher Garben hässliche Plastikballen) und der Tourismus ausgebaut.
Das hat die heutige Landschaft geprägt. |
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Ausgangspunkt für das Malen war die Stadt Dahn, wo unsere Familie privat
untergebracht war. Da wir auch mal zum Mittagsessen eingeladen waren, blieb für
die morgendliche Malerei wenig Zeit, wie die Skizzen (anbei) aus dem damaligen
Dahner Tagebuch belegen. Und mittags sollten im Wald Heidelbeeren gesammelt
werden; obwohl das Ergebnis leider enttäuschend war: 37 Mückenstiche, 6
Kröten und 0,3 Eimer Heidelbeeren!
Die Aquarelle
Der genaue Standort von Aquarell "Pfalz ´62" ist nicht näher
angegeben. Nachfrage bei den Einheimischen brachte die Aufklärung: es könnte
sich hier um das Gehöft Neuhof, einem Vorort von Schindhard handeln. Und
tatsächlich: die Konturen der Berge und die drei Häuser lassen sich, unweit
der B 427 östlich von Reichenbach, ausmachen. Neuhof ist heute jedoch zur
kleinen Siedlung gewachsen und der Buntsandsteinfels ist leider durch Baumwuchs
aus dem Blickfeld geraten. |
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Das Aquarell "Burg Berwartstein ´62" muss etwa vom Parkplatz an
der B 427
gemalt worden sein. Die Strasse links vorne führt nach Erlenbach. Die
mittelalterliche Burg wurde nach der bärenartigen Höhle im Fels, dem Wachturm
und der Lage auf dem Felsen benannt. Man spürt, dass Berwartstein die einzige
bewohnte Burg der Pfalz ist, da der ältere Eigentümer die Eintrittskarten
verkauft. Eindrucksvoll sind die 104 m tiefe Brunnenanlage und die in den Fels
gehauenen Mannschaftsräume und Gänge, die man nur mit Kerzen beleuchtet
begehen kann. |
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Der Standort vom zweiten Aquarell "Berwartstein ´65" war nicht
ausfindig zu machen. Das Foto zeigt die Sicht auf Berwartstein von der
gegenüberliegenden Ruine und Vorburg Kleinfrankreich.
Es wäre ein schöner
Malerwinkel, aber hier kann das Aquarell nicht gemalt worden sein: die Burg ist
spiegelbildlich. Der Standort muss also irgendwo unterhalb der Burg in der Nähe
des Parkplatzes sein; heute jedoch verhindern die hohen Bäume den Blick auf
diese Seite der Burg. |
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Harry Südkamp fertigte im Jahre 1963 zwei Aquarelle von Busenberg an. Der
südöstliche Dorfausgang wurde von der Bank, die am Anfang des Feldweges steht,
gemalt. Hinter der Bank steht heute eine Infotafel über den Streuobstpfad, den
es in den sechziger Jahren noch nicht gab.
Das Wahrzeichen von Busenberg ist die
Kirche, die mit einem Zwiebeltürmchen versehen ist. Der Maler war davon nicht
so begeistert, da es auf dem Aquarell verschwommen dargestellt wurde. |
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Den Standort des zweiten Aquarells, mit Aussicht auf Busenberg, erreicht man,
wenn man den Feldweg einschlägt.
Auf dem Foto erkennt man, dass der
Fremdenverkehrsort, links von der Kirche in Richtung Burgruine Drachenfels,
kräftig gewachsen ist. Er zählt heute 1430 Einwohner. |
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Die Ruine Lindelbrunn (1963) liegt unweit von Vorderweidenthal. Die
Reichsfeste aus dem 12. Jh. wurde um 1525 zerstört. Südkamp malte die
Mauerreste des Wohnhauses (Palas). |
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Die Burgruine Fleckenstein (1964), im benachbarten Frankreich, ist eine der
größten Vogesenburgen auf 340 m steil aufsteigender Felsplatte. Mit dem "P'tit
Fleck" (ein spielerisches Kindermuseum mit den Themen Wald und Sandstein),
die Rätselburg mit 20 Spielen auf den Spuren des Ritters Willy von Fleckenstein
im Inneren der Ruine und der Souvenirladen, ist die Ruine zum Anziehungspunkt
für Familien mit Kindern und Bustouristen geworden. Mittels einem Lautsprecher
macht Willy schon im Eingangsbereich ausdrücklich auf sich aufmerksam. Das
Ganze hat mir nicht gefallen. Der ursprüngliche Charme ist verloren gegangen. |
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Die Kirche in Rumbach (1964) entstand im 9. Jh. Sie wird, nach den in 1958
entdeckten romanischen Fresken, auch Christuskirche genannt.
Der Malerstandort
befindet sich heute in einer privaten Kleingartenanlage. Diese gehört den
Bewohnern, die die damalige Scheune unterhalb der Kirche abgerissen und dort ein
neues Haus gebaut haben.
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Der "Bärenbrunnerhof ´64" liegt hinter Schindhard in einem
schmalen Tälchen. Von dem ursprünglichen mittelalterlichen Dorf ist nur noch
der einsame Bauernhof und eine stille Mühle weiter unten im Tal übrig. In den
1960er Jahren war der Bärenbrunnerhof schon Ausflugs-Gaststätte. In den 1980er
Jahren wurde auf Biolandwirtschaft umgerüstet. 2005 verpachtete die
Eigentümerin den Bauernhof an ein junges Paar aus Nordrhein-Westfalen. Sie
haben die Palette der Bauernhof-Tiere beträchtlich erweitert. Es gibt jetzt
auch Reitpferde und Ponys, Schweine, Hühner und Schafe. |
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Der Hof betreibt
Direktvermarktung der eigens hergestellten Produkte, wie die Pilze, die in der
Mühle gezüchtet werden. Neu ist auch die sog. Bärenhöhle: ein Laden mit
Kletterbedarf. Die Eigentümerin hat eine neue Aufgabe im Betreiben der
Ferienwohnungen gefunden. So hat sich der Bärenbrunnerhof zum Anlaufpunkt für
Feriengäste, Wochenendbesucher, Kletterer und Reiter weiterentwickelt. Wie man
auf dem Foto erkennen kann, wurden Fachwerk und Dachbedeckung ausgebessert und
der Innenhof gepflastert und teils begrünt.
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Der Blick auf "Erfweiler ´65" war schwierig aufzufinden.
Es steht
zwar, von Dahn kommend, eine Sitzgruppe in der Rechtskurve, aber die Aussicht
auf das Dorf und den Hebelfelsen ist dem Auge weitgehend entzogen.
Schade, hier
müsste das Gebüsch mal entfernt werden. |
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Die Burgruinen von Altdahn, Grafendahn und Tanstein bilden zusammen die
größte Burganlage der Pfalz und eine der markantesten Felsenburgen
Deutschlands aus dem 11. Jh.. Südkamp malte 1965 die Burgen Grafendahn und
Altdahn (rechts) von der Burg Tanstein aus.
Das obere Mauerwerk des Bergfrieds
von Altdahn wurde restauriert (vergleiche Aquarell und Bild).
Außerdem wird
regelmäßig das Grün geschnitten, damit die imposante Burganlage, die abends
angestrahlt wird, gut sichtbar bleibt. |
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Das romantische Städtchen Wissembourg (Weißenburg) gehört zu den
schönsten im Nordelsass und ist ein Besuch wert. Der Dom Sankt Peter und Paul
ist der zweitgrößte (nach Strassburg) der Region.
Der romanische Turm wurde im
Jahre 1075 gebaut und ist das letzte Überbleibsel der ursprünglichen
Klosterkirche. Der Turm wurde 2007 neu mit Ziegeln eingedeckt (siehe Foto) und
strahlt jetzt mit seinem Mosaik in neuem Glanz.
Das Aquarell aus 1965 ist von
der Stadtmauer aus gemalt. |
Epilog
Die Aquarelle sind wie Ausschnitte aus der Landschaft. Wenn man am Standort
steht empfindet man einen anderen, ganz einheitlichen Eindruck. Die gemalten
Bilder waren nicht immer von der genauen Stelle und/oder Formatierung zu
fotografieren.
In den 1960er Jahren war zweifellos der Charakter eines Naturparks besser
erkennbar, man denke z.B. an die Erweiterungen der Wohnbebauung sowie die
Raumansprüche der Betriebe und Industrie. Es stellt sich immer wieder die
Frage, wie der Tourismus gestaltet werden soll. Der subventionierte Rummel um
den Fleckenstein zieht nur (?) Familien mit Kindern an.
Eine gelungenere
Wiederbelebung ist meines Erachtens der Bärenbrunnerhof. Des Weiteren hat das
Dahner Felsenland, das Beispiel Biosphärenhaus und der Baumwipfelpfad bei
Fischbach zeigen es, seine natürlichen Gegebenheiten gekonnt genutzt, um mehr
Gäste in die Region zu bekommen. Früher reichte es, um Wanderwege mit Nummern
(rundum Dahn) auszuschildern. Heute geht es nicht mehr ohne Prämierung,
Erlebnisse und verlockende Themen, wie der Felsenland Sagenweg.
Die Aquarelle können käuflich (VB) erworben werden.
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